Vor 100 Jahren: 35
Pfennige pro Stunde
Göttingen - 35 Pfennige hat Carl
Steneberg seinen Gesellen pro Stunde gezahlt, und auch sich selbst hat der
Firmengründer von Steneberg Grabmale bescheiden entlohnt. An der Genügsamkeit
der Stenebergs hat sich 100 Jahre später nichts geändert, auch der heutige
Inhaber Jens Steneberg gibt nur das aus, was er verdient hat.
Das Geschäft im Jubiläumsjahr geht
nicht schlecht, der kleinste Steinmetz-Innungsbetrieb der Kreishandwerkerschaft
Göttingen schlägt sich in vierter Generation tapfer. Steinmetze und Bildhauer
waren die Väter und Vorväter, in deren Fußstapfen Jens Steneberg getreten
ist. Seine Lehre hat der waschechte Groner bei der Kasseler Firma Siegner
absolviert, war danach drei Jahre im elterlichen Betrieb in der Kasseler
Landstraße 32 als Geselle tätig. Es folgten 16 Monate Meisterschule in Königslutter,
die Steneberg rund 100.000 DM (inklusive Lohnausfall) gekostet haben. Dennoch ist
der stellvertretende Innungsmeister ein Verfechter des Meistertitels, ist davon
überzeugt, dass sich nur so die hohe Qualität des deutschen Handwerks halten lässt.
Von Ich-AG‘s hält er gar nichts.
Auf Grabmale ist sein Betrieb spezialisiert, den er im Jahr 2000 vom Vater und
Steinmetzmeister Gralf Steneberg nach dessen über 40-jähriger Berufstätigkeit
übernahm. 90 Prozent der Arbeit, bei der Jens Steneberg von Ehefrau Stefanie
tatkräftig unterstützt wird, werden heute mit Steinen, Denkmälern,
Einfassungen, Abdeckplatten und Liegesteinen erledigt. Ein weiterer Bereich sind
Gartenskulpturen – sowohl aus Naturstein als auch aus Bronze.
Künftig will der 36-Jährige junge Leute in seinem kreativen Handwerk
ausbilden. Unterstützung braucht Steneberg im Betrieb, nachdem zwei Mitarbeiter
gegangen sind. Geeignete Arbeitskräfte zu finden, ist im Handwerk nicht
einfach. Sieben Mal sei ihm in Bewerbungsgesprächen das Arbeitslosengeld
gegengerechnet worden, bedauert Steneberg. Nun will der Handwerksmeister seinen
Nachwuchs selbst ausbilden und nach der Lehre auch übernehmen.